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Testbericht: BACH Molecule 45 – kleiner und feiner?

Testbericht: BACH Molecule 45 – kleiner und feiner?

Die Rucksack-Gurus von BACH haben ihr Leichtgewichtsmodell überarbeitet: Der Molecule fasst jetzt 45 statt 50 Liter, bekam ein neues Tragesystem verpasst und kommt ohne extra Deckel daher. Wir ergriffen die günstige Gelegenheit und schickten ihn direkt mit Stefan nach Schottland auf Tour. In Begleitung von Rabanus als überzeugtem Molecule 50-Träger wurde geprüft, verglichen und beurteilt – das Ergebnis lest ihr hier.

Vor mir und meinem neuen Freund, dem Molecule 45 von BACH, liegt eine Wanderung, die es möglicherweise in sich hat. Regen, Wind, Hagel oder Sonne pur, hoch und runter, mit oder ohne Wanderweg, das kann uns blühen. Die abgelegeneren schottischen Highlands sind zudem nicht nur bekannt für schöne Aussichten, sondern auch die raren Versorgungspunkte, weshalb die Themen Stauraum und Gewichtsverteilung ständige Begleiter sind. Ob der Molecule 45 mit diesen Anforderungen umgehen kann und welche Figur er neben seinem Vorgängermodell, dem Molecule 50, macht, zeigt er uns im Test auf dem berüchtigten Cape-Wrath-Trail.

Ich gestehe: Ich war länger auf keinem Fernwanderweg. Deshalb kämpfe ich vor und während der Tour mit dem Toploader-Einkammersystem, denn der Rucksack verhält sich phasenweise wie ein schwarzes Loch und nimmt alles geduldig auf, was ich ihm an Utensilien zumute. Als ich dann doch sein Packvolumenlimit erreiche und bereits denke, dass ich wohl auf die noch zu kaufende Nahrung für unterwegs verzichten muss, offenbart der Molecule ein erstes Mal seine Finessen. Der Rolltop-Verschluss ist natürlich aus meiner Sicht immer nice to have, dennoch muss auch der nur bedingt eingerollt werden, denn an der Öffnung befindet sich ein Reißverschluss, der mir in Kombination mit den seitlichen Kompressionsriemen zusätzlich 10 Liter schenkt. Mein 3-Liter-Trinksystem lässt sich in ein separates Fach einhängen, der Schlauch wird über die rechte Schulter geführt und dort von einer Schlaufe in Position gehalten. Im Gegensatz zur geräumigen Hauptkammer bietet der Molecule 45 außerdem noch zwei seitliche Mesh-Taschen, eine geschlossene und eine mit Mesh gestaltete Hüfttasche, beide abnehmbar. Dann ist da noch die Schultertasche, welche ich für meine tägliche Ration von drei Müsliriegeln nutzte. Und dann gibt es noch die zahlreichen Daisychain-Befestigungspunkte, um die mitgelieferten Kompressionsriemen seitlich oder über die Vorderseite geführt zu nutzen. Als fauler Mensch habe ich natürlich einfach den abnehmbaren Riemen genutzt, um meine alte Isomatte festzuzurren. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass dieser Molecule 45 immer noch ein Ass im Ärmel hat. Natürlich gibt es da noch am oberen Ende des Tragesystems eine Tasche für die wichtigen Dinge wie Ersatzbatterien, Powerbank, Reisepass, Portemonnaie, die man unabhängig vom restlichen Gepäck erreichen kann. Die Kehrseite an den vielen Verstaumöglichkeiten: Ich werde die Packliste nicht noch mal überdenken und Packsäcke nutzen, um in der Hauptkammer die Übersicht zu behalten. Wer nicht ein bisschen zu viele Sachen einpackt, geht schließlich auch nicht richtig wandern.

Am Anfang der Tour kommen immerhin 16 Kilogramm auf meinen Rücken, jedoch macht das Tragesystem es mir sehr einfach, das Gewicht angenehm und mit Leichtigkeit zu schultern. 1,3 Kilogramm entfallen hierbei auf den Rucksack selbst und das ist im Gegensatz zu dem, was ich bisher genutzt habe, wirklich ein Fliegengewicht. Das Rückensystem ist auf die Größe anpassbar, aber ich verrate auch gleich, dass der Rucksack bei meinen 1,90 Metern Körpergröße in der Variante Large auf maximaler Einstellung zwar die passende Rückenlänge hatte, allerdings scheint dort dann auch das Limit zu liegen. Wenn ich nun an den Komfort des Tragesystems zurückdenke, dann bietet hier die Polsterung an den Schultern und Hüften ein optimales Verhältnis zwischen Dämpfung und Festigkeit, das mich sicher umschließt. Schottland war natürlich wie immer unberechenbar, weshalb ich in vielen Fällen auch aufgrund der fehlenden separaten Regenhüllentasche die Regenhülle über die seitlichen angebrachten Zeltgestänge und den Wasserreserven getragen habe. Das Wetter über Schottland hat jedoch bis auf einen kleinen Schauer, den jede Softshell wie auch die PFC-freie Imprägnierung des Rucksacks abhalten kann, nie sein wahres Gesicht gezeigt, weshalb Sonnenschutz und entsprechend schweißtreibende Anstiege ein viel größeres Thema waren als geplant. Aus meiner Sicht hat die offenporige Polsterung samt Luftkanal am Rücken dazu beigetragen, dass ich zwar durch das Gelände ins Schwitzen kam, aber das Tragegefühl angenehm trocken blieb. Komfort, Gewichtsverteilung, Atmungsaktivität und Verhalten bei Bewegung in nahezu perfekter Balance, weshalb das Tragesystem des BACH Molecule 45 aus meiner Sicht ein Volltreffer ist. Überraschenderweise merkt man das Gewicht des Rucksacks nur beim Auf- und Absetzen richtig. Was für mich bedeutet, dass nur längere Pausen dazu führen, dass ich den Rucksack absetzen möchte. Der Boden des Molecule 45 ist zudem mit CORDURA® verstärkt, was mir die Auswahl des Abstellplatzes erleichtert hat. Gleichzeitig haben mir die insgesamt drei Taschen, an Hüfte und Schulter, genügend Platz vorgehalten, dass ich wenig Grund hatte den Rucksack überhaupt abzusetzen. Gehalten wird dieses ganze Gewicht auch von der Schnalle am Hüftgurt, die ich unbeobachtet von meiner Reisebegleitung am Ende der Tour testweise doch mal unsanft mit meinem Schuh betreten habe, um den bruchfesten Steckschließen zu zeigen, wer der Stärkere ist. Sie haben den Test überstanden, weshalb ich es dann bei einem Unentschieden belassen habe.

Der Rucksack ist in den Farben Salbeigrün, Hellblau und Schwarz erhältlich. Ich hatte die grüne Variante dabei und dieser matte, beruhigende Farbton wird durch die farblich in dunkelgrün abgesetzten Daisychains und Kompressionsriemen sehr sanft kontrastiert. Die Wirkung von Grasflecken oder eingetrockneter Erde lässt die Farbgebung noch dankbarer erscheinen. Insgesamt wirkt der BACH Molecule 45 durch seine Farbgebung und Gestaltung optisch überhaupt nicht technisch. Obwohl ich davon keinen aktiven Gebrauch auf der Tour gemacht habe, sei erwähnt, dass Hüfttaschen, Kompressionsriemen und Stretch-Mesh am Hüftgurt abgenommen werden können und zusätzlichen Spielraum bieten, damit dieser Rucksack noch schlanker wirken kann. Davon sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen, denn wenn wir das Hauptfach beladen, die Rollöffnung nur mit Reißverschluss nutzen, die Seitentaschen, den Hüftgurt und Gebrauch von den Kompressionsriemen machen, wächst der Leichtgewichtsrucksack gehörig und geht aus der Form.  Genau die umgekehrte Erfahrung habe ich auf der Tour gemacht, als die Essensreserven gegen Null gingen, verschwand irgendwann auch meine sperrige Isomatte vollständig im BACH Molecule 45.  Neben der Optik zählen bekanntlich auch die inneren Werte: Das verwendete Material beruhigt hierbei das ökologische Gewissen, denn das Hauptmaterial 210D Ripstop Robic Nylon ist zu 100 % recycelt, bluesign®-zertifiziert und PFC-frei imprägniert. Der Stoff fühlt sich dabei leicht, robust und trotzdem glatt an.

Kommentar von Rabanus zum Vergleich Molecule 45 vs. 50:

BACH hat seine Molecule-Serie überarbeitet. Als ich 2021 die erste Version von BACHs vielseitigstem Modell testete, war ich ziemlich begeistert. Nun hat der Molecule einen frischen Anstrich bekommen – taugt das neue Modell etwas? – Meiner Meinung nach gibt es hier ein klares JA. Insgesamt ist der neue Molecule konsumiger geworden. Die extradünnen Paracords sind regulären Kompressionsriemen gewichen, was die Bedienung deutlich leichter gestaltet (die Paracords waren immer ein bisschen fummelig). Der neue Molecule hat nun außerdem zwei größere Taschen an den Hüftgurten, die zudem deutlich voluminöser sind als vorher – auch klasse. Das Tragesystem hat BACH geändert, doch der Tragekomfort ist gleichbleibend hoch. Einzig das Deckelfach fehlt. Da der Toploader keinerlei Möglichkeit bietet Regenjacke o. Ä. in einem Meshfach zu verstauen, muss das alles mit in den Rucksack rein. Stattdessen hat BACH eine kleine RV-Tasche eingefügt, in die Riegel und Geldbeutel passen. Hier hätte man über eine abbaubare Deckeltasche nachdenken können, da die RV-Tasche zu klein für beispielsweise eine Regenjacke ist. Das neue Molecule-Modell ist minimal schwerer geworden als der Vorgänger (in der Größe Regular: 1050g vs. 1190g). Es läßt sich allerdings insgesamt leichter bedienen und passt genauso gut. Schön!

Der BACH Molecule 45 lässt mich gegenüber meiner Vorliebe für Rucksäcke ab 65 Liter untreu werden. Natürlich packt es sich einfacher mit Frontzugriff, ein Fach für das Regencape ist nützlich und für den Schlafsack auch, aber dieser Rucksack vermittelt mir ein authentisches Wandergefühl in einer Balance zwischen reduziertem Design und Funktionalität und zwischen Komfort und der Beschwerlichkeit einer Reise zu Fuß. Ich denke, dass diese Ausgewogenheit mich von dem Rucksack überzeugt. Okay, er wiegt auch weniger, er transportiert mehr und ist komfortabler, als ich zunächst dachte. Es gibt viele Gründe, sich diesen verlässlichen Freund auf den Rücken zu schnallen.

+ viel zusätzlicher Stauraum
+ luftiges Tragesystem
+ niedriges Eigengewicht
+ zusätzlicher Reißverschluss am Rolltop

o kein Deckelfach/Außentaschen

– fehlendes Fach für Regenhülle
– kein Frontzugriff

Molecule 45

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199.95€

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